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Im Größten Loch Europas – Münsinger Gymnasiasten auf Exkursion im Rheinland
- 23. Juli 2016
- Gepostet von: Katrin Ebinger-Möll
- Kategorie: Geographie

In der vergangenen Woche befand sich der Neigungskurs Geographie des Gymnasiums Münsingen auf Exkursion im Rheinland. Früh am Montagmorgen brachen die acht Oberstufenschülerinnen und -schüler zusammen mit Ihrem Lehrer Michael Hägele auf, um in und um Köln die Schwerpunktthemen des Geographieabiturs 2017 an realen Orten zu erkunden. Nach reibungsloser Anfahrt in einem von der Firma Illig günstig gemieteten VW-Bus erreichte die Gruppe am Nachmittag das Gästehaus der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg, quasi mitten in der Millionenstadt gelegen und damit ein optimaler Ausgangspunkt für die folgenden Tage. Noch am selben Tag wurde in Form einer Stadtführung durch den Historiker Patrick Kowalatis die Stadtentwicklung Kölns veranschaulicht. Dank der zahlreichen städtebaulichen Zeugnisse, angefangen bei der Römerzeit und endend in futuristisch wirkenden Sanierungsgebieten konnte so exemplarisch die Entwicklungsgeschichte der meisten mitteleuropäischen Städte gezeigt werden. Natürlich wurde dabei auch der berühmte Kölner Dom besichtigt.
Nach Schülerbekunden das absolute Highlight wartete am kommenden Morgen: Unter Führung des langjährigen RWE-Mitarbeiters Dr. Gerhard Dumbeck, der eigentlich seit zwei Tagen in Rente war, ging es in das größte Loch Europas: den Braunkohletagebau Garzweiler westlich von Köln. Allein schon der Blick in die Tagebaugrube war geeignet, den Münsingern die Sprache zu verschlagen. Ringsherum geht es hier bis zu 230 m tief hinab, das ist etwa die Höhe des Albtraufs, die Ausdehnung des Loches entspricht ungefähr dem Starnberger See. Nicht minder beeindruckend war es anschließend, inmitten der wüstenartigen Abbaulandschaft unmittelbar neben dem in Betrieb befindlichen größten Schaufelradbagger der Welt zu stehen und zu sehen wie tonnenweise Braunkohle aus dem Flöz gebaggert wird um dann per Förderband direkt abtransportiert zu werden. Selbstverständlich wurden auch die Schattenseiten dieser sehr umstrittenen Energiequelle diskutiert. Beispielsweise wurde ein Dorf angefahren, das zur Zeit für den weiteren Abbau geräumt wird. Aus diesem Geisterdorf ging es weiter zu einem Neuen Dorf, in das die Bewohner teils umgesiedelt worden waren. Außerdem wurden auch weitere Renaturierungs- und Rekultivierungsmaßnahmen, z.B. zur Wiederaufforstung besichtigt, bevor am späten Nachmittag wieder der Rückweg Richtung Köln angetreten wurde.
Am folgenden Tag war eine Busführung durch das ehemalige Gelände von Bayer Leverkusen angesagt. In diesem riesigen, von der Firma Bayer eigens für diesen Zweck gegründeten Siedlungsareal befinden sich heute zahlreiche Firmensitze der Chemiebranche, die gemeinsame Synergien und Agglomerationsvorteile nutzen, beispielsweise bei der Rohstoffbeschaffung und bei der Nutzung von Laboreinrichtungen. Rund 40 000 Menschen arbeiten hier im Chempark, einem so genannten geographischen “Cluster”, stellen Pharmazie- und Chemieprodukte her und benötigen dabei ein Prozent der in der Bundesrepublik Deutschland verbrauchten Energie.
Unmittelbar danach fuhren die Münsinger nach Köln Deutz, zur Wiege der weltweiten Motorisierung, ins Motorenwerk der Firma Magirus Deutz. Bei einem beeindruckenden Gang entlang der zu einem großen Teil roboterisierten Fertigungsstraße und bei der anschließenden Führung durch das Werksmuseum “Technikum” konnten nicht nur verschiedene Aspekte des Themas “industrielle Produktionsweisen” in Natura erlebt, sondern auch so manches über die Funktionsweise von Motoren erlernt werden. Anschließend waren zwar alle Teilnehmer bereits etwas ermattet, aber es ging noch weiter an diesem Tag: In der Unterkunft präsentierte Anton Pieper von der NGO Südwind interessante und teils erschütternde Fakten über die internationale Schuhproduktion, passend zum Unterrichtsthema Globalisierung.
Noch am selben Abend gab es dann eine Führung durch den Kölner Rheinauhafen, wo in den vergangenen zehn Jahren aus einem ehemaligen Industriehafen ein Dienstleistungs- Büro- und Wohngebiet der Extraklasse entstanden ist. Neben architektonisch sehr extravaganten Hochhäusern überraschte die Schülerinnen und Schüler auch der Inhalt der mit 1,2 km längsten Tiefgarage Europas: Neben zahlreichen weiteren Nobelfahrzeugen stand auch der Ferrari von Lukas Podolski. Die hohe Anzahl teurer PKW ließ sich indes leicht städtebaulich erklären, da die Wohnungspreise horrend sind. Eine 80 m²-Wohnung beginnt hier mit 800000,- €.
Nach diesem beeindruckenden aber anstrengenden Exkursionstag besuchten die Münsinger als Abschluss der Kölnfahrt eines der traditionellen Kölner Brauhäuser um dort bei einem herzhaften Abendessen den Tag ausklingen zu lassen.
Am Tag der Heimfahrt war dann noch ein Abstecher in die Vulkaneifel eingeplant, wo nach einer Führung im Vulkanmuseum Daun verschiedene vulkanisch entstandene Maare, vulkanische Auswurfprodukte, z.B. die größte Vulkanische Bombe, und ein Basaltabbau in Augenschein genommen wurden. Müde und voller Eindrücke, die in Form einer Ausstellung am Gymnasium festgehalten werden sollen, kamen die Forschungsreisenden am späten Abend des vierten Tages wieder in Münsingen an.
Foto (von Michael Hägele):
Die Schülerinnen und Schüler des Neigungskurses Geographie des Gymnasiums Münsingen erkundeten mit Ihrem Lehrer Michael Hägele Europas flächenmäßig größte Braunkohlegrube, Garzweiler in der Nähe von Köln.