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Gab es Römer auf der Schwäbischen Alb?
- 26. Juni 2025
- Gepostet von: Katrin Ebinger-Möll
- Kategorie: Archiv Geographie Latein Neuigkeiten

Bei römisch-sommerlichen Temperaturen begaben sich die Schülerinnen des Lateinleistungskurses der Jahrgangsstufen 1 und 2 des Gymnasiums Münsingen am 24. Juni 2025 mit Klaus Besch auf eine spannende Zeitreise in die Antike. In seinem Vortrag zum Thema „Römer auf der Schwäbischen Alb – Gomadingen in römischer Zeit“ gewährte er faszinierende Einblicke in die römische Vergangenheit der Region.
Gomadingen und weitere Orte auf der Schwäbischen Alb lagen einst am sogenannten Alblimes. „Es ist kaum zu glauben“, so Besch, „dass hier vor fast 2.000 Jahren Latein Amtssprache war.“ Zwar seien schriftliche Quellen rar, doch durch jahrzehntelange Nachforschungen entdeckten Klaus Besch und sein Bruder Heinz – in Fachkreisen auch liebevoll die „Besch Brothers“ genannt – zahlreiche archäologische Spuren der Römer, die teils bis heute im Boden liegen.
So existierte in Gomadingen ein römisches Kastell, das 1977 entdeckt wurde und vermutlich um 80 n. Chr. errichtet worden ist. Dank moderner Methoden wie Luftbildarchäologie und geomagnetischer Untersuchungen konnten die Ausmaße dieses Kastells bestimmt werden. Besch erklärte den Schülerinnen diese archäologischen Verfahren anschaulich und zeigte auf, wie sie selbst damals bei der Erforschung vorgingen.
Neben dem Kastell fanden sie Überreste eines Kastellvicus – einer zivilen Siedlung – mit Wohnhäusern, einem Brunnen, einer villa rustica, einer Fußbodenheizung sowie mehreren Nekropolen entlang einer Römerstraße in Richtung Steingebronn.
Ein besonderer Höhepunkt des Vortrags war die Vorstellung einer Frauenfibel mit der Inschrift „IRASCOR ET AMO“ – eine Anspielung auf Carmen 85 von Catull („Ich hasse und ich liebe“), das die Schülerinnen bereits im Unterricht behandelt hatten. Die Fibel wurde wohl im 2. Jahrhundert n. Chr. als Liebesgabe verschenkt.
Auch in Münsingen selbst gibt es Hinweise auf römische Präsenz. So vermutet man das Vorhandensein einer weiteren villa rustica im Bereich der heutigen Fauserhöhe.
Auf die Frage einer Schülerin, warum er sich so leidenschaftlich mit der römischen Geschichte beschäftige, antwortete Klaus Besch, dass die Neugierde ihn und seinen Bruder schon früh gepackt habe – angeregt durch die Erzählungen ihrer Großmutter, die von einem „goldenen Sarg der Römer“ oder einem „Opferfelsen tief im Wald“ sprach. Immer wieder fanden sie auf Feldern römische Scherben, eine Pfeilspitze oder andere Fundstücke, die ihre Begeisterung weiter entfachten.
Ein besonders eindrückliches Erlebnis war ein Feld, auf dem beim Pflügen an manchen Stellen der Boden regelmäßig einbrach. Die Erklärung: Unter der Stelle befand sich der Hohlraum einer römischen Fußbodenheizung, deren obere Steinplatte nicht mehr stabil war.
Am Ende betonte Besch die Bedeutung, diese kulturellen Schätze zu bewahren und das gesammelte Wissen zugänglich zu machen – für zukünftige Generationen und für ein besseres Verständnis der Vergangenheit.
Vielen Dank für den abwechslungsreichen und spannenden Vortrag!
(Frau Hermann-Helmer)
