Abheben am Gymnasium Münsingen: NWT-Unterricht mit echtem Piloten

Das Fach Naturwissenschaft und Technik (NWT) findet – wie alles andere – für die Schüler der achten Klassen des Gymnasiums zur Zeit nur online statt. Das große Thema im zweiten Halbjahr lautet “Der Traum vom Fliegen” und behandelt ganz verschiedene Aspekte. Neben der Geschichte des Fliegens, der Aerodynamik und Flugzeugtechnik spielt beispielsweise auch die sogenannte Bionik eine Rolle, bei der die Natur zum Vorbild für technische Lösungen genommen wird. NWT-Lehrer Michael Hägele betont, dass es auch im Homeschooling immer wieder möglich sei, durch kleinere Versuche mit Alltagsgegenständen experimentell zu lernen, aber letzten Endes leide der NwT-Unterricht momentan besonders unter den Pandemiebedingungen.
So war es umso erfreulicher, dass die letzte Viedeokonferenz-Doppelstunde von einem echten Experten in Sachen Fliegen übernommen wurde: Pilot Benjamin Damsohn, der als erster Offizier mit Boing 757 und 767 auf Langstrecken unterwegs ist, erklärte den 43 anwesenden Schülerinnen und Schülern der Klassenstufe 8 auf sehr anschauliche Weise mit vielen praktischen Beispielen und Mitmachexperimenten den dynamischen Auftrieb, der das Fliegen mit einem Flugzeug erst möglich macht. Nachdem die Schüler mit Föhn und Papier experimentiert hatten, konnten sie mit einem nach Anleitung gebauten Papierflieger das Geheimnis des richtigen Schwerpunktes herausfinden. Passend dazu erzählte Pilot Damsohn zur Veranschaulichung die etwas skurrile Geschichte des Absturzes einer kleinen Regionalmaschine in Afrika, der sich vor über zehn Jahren ereignet habe und seither als Lehrbeispiel dient. Verursacht wurde dieser Unfall durch eine plötzliche Gewichtsverlagerung: Weil ein heimlich in ein Passagierflugzeug geschmuggeltes Krokodil eine Panik verursachte, liefen alle Passagiere in Richtung Cockpit und die Maschine kippte nach vorne und stützte ab.
Bereits während der Unterrichtseinheit und dann nochmals am Schluss, gab es die Gelegenheit, Benjamin Damsohn Fragen zu seiner Person und zum Beruf des Piloten zu stellen. Interessant war für die Achtklässler unter anderem, dass Damsohn, der aus Aichwald bei Esslingen stammt und nun bei Frankfurt wohnt, als Alternative zur Pilotenausbildung gerne Lehrer geworden wäre. Nach dem Auswahlverfahren zum Piloten und der folgenden Ausbildung war er einige Zeit als Fluglehrer tätig und ist nun seit mehreren Jahren mit Passagierflugzeugen auf der Langstrecke unterwegs. Weitere Fragen der Schülerinnen und Schüler drehten sich um den Wochenablauf eines Piloten auf Langstreckenflügen, der ziemlich wenig mit einer “geregelten Tätigkeit” gemein hat, weil bei weiter entfernten Destinationen häufig mehrere Tage am Zielort verbracht werden, bevor dann mit einer anderen Maschine der Rückflug angetreten wird. Die Fragen wurden so reichlich gestellt, dass die Fragerunde von Michael Hägele lange nach dem Stundenende beendet werden musste. “Ich habe ehrlich gesagt noch nie erlebt, dass Schüler vor lauter Interesse und Fragen um 12.50 Uhr das Stundenende vergessen!”, so die ebenfalls anwesende NWT-Lehrerin Petra Birkenhauer. Auch diese Feststellung spricht dafür, in Zukunft weiterhin externe Experten in die Schule zu holen – per Videokonferenz oder in Präsenz, wenn es wieder möglich ist.

Foto: Boing 757-Pilot Benjamin Damsohn erläuterte im Rahmen einer Videokonferenz des Gymnasiums Münsingen mithilfe eines Flugzeugmodells und Experimenten die Bedeutung des richtigen Schwerpunktes beim Fliegen.

(Herr Hägele)

Foto: Benjamin Damsohn